Der Kia Niro wirkt frisch, modern und bietet preislich volksnah einen Hybridantrieb im trendigen Segment der Crossover – aber kann dieses Konzept funktionieren? Der Niro gliedert sich vornehmlich in die Designsprache der anderen Kia-Modelle ein, fällt aber dennoch mit seiner Stilistik auf. Er wirkt irgendwie frech modern und bietet aber auch unter seinem Blechkleid einen sympathischen Charakter. Ganz nüchtern betrachtet bietet der Niro technisch nichts Neues oder Innovatives, dennoch kombiniert er das Trendsegement der SUV/Crossover mit einer effizienten Antriebslösung, massentauglicher kann ein Hybrid kaum sein – kein futuristisches Design wie bei Toyota, keine exorbitante Preisgestaltung wie bei VW. Auf der Motorenseite gibt es ein einziges Aggregat – den 1.6 GDi mit 77 kW/105 PS parallel gekoppelt an einen E-Motor mit 32 kW. Der Antrieb leistet gesamt 104 kW/141 PS und hat einen max. Drehmoment von 265 Nm und das schon ab 1000U/min. Anders als bei anderen Hybridmodellen aus dem Hause Toyota ist der Niro an ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geflanscht und bietet damit möglichst hohen Schaltkomfort. Ansonsten bietet der Niro Bi-Xenon-Scheinwerfer und LED-Tagfahrlicht. Die Rückleuchten sind in Teil-LED ausgeführt. LED-Scheinwerfer gibt es vorerst leider nur beim Plug-in der seit September auf dem Markt ist. Im Interior entspricht das Design ebenfalls den aktuellen Modellen und bietet damit die gewohnt übersichtliche Bedienstruktur.

Die Infotainmentsysteme unterstützen seit dem Modelljahreswechsel nun Apple CarPlay® und Android Auto® und bieten einen 7″- bzw. 8″-Touchscreen. Lediglich in der Basis erfreut man sich an einem einfachen Radio. Das Instrumentendisplay hingegen wirkt spacig und ist größtenteils digital. Hier lassen sich zahlreiche Features anzeigen, wie der aktuelle Energiefluss, der Verbrauch, die Effizienz und viele weitere Standardinformationen. Der neue Kia Niro hat auch bei den Assistenten viel zu bieten und ist damit absolut konkurrenzfähig. Der Niro startet bei 24.990 Euro und ist damit preislich sehr fair eingepreist. Den Niro gibt es in drei Ausstattungslinien: Edition 7, Vision, Spirit. Das von uns gefahrene Modell in der Ausstattung Vision (ab 28.190 Euro) mit serienmäßig 2-Zonen-Klimaautomatik, Licht- und Regensensor, Lenkrad- und Sitzheizung, Geschwindigkeitsregler, 4,2″-Fahrerinfodisplay, Rückfahrkamera mit Parkpilot u.v.m. und dem Hybridantrieb liegt bei ca. 32.700 Euro. Optional ist das Advanced-Driving-Paket, Vision Plus-Paket und eine Anhängerkupplung erhältlich. Wer Bi-Xenon-Scheinwerfer oder Ledersitze haben möchte, muss zur höheren Ausstattungslinie Spirit greifen.

Der 1.6-Liter-GDi mit 141 PS und einem max. Drehmoment von 265 Nm beschleunigt den Niro innerhalb von 11,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Geschaltet wird über ein 6-Gang-Doppelkupplungs-getriebe mit zusätzlichem Sportmodus, um die max. Leistung optimaler abzurufen. Bei einem Leergewicht von 1,5 Tonnen wird der Niro je nach Bereifung (18″ Räder erst ab Spirit) mit einem kombinierten NEFZ von 3,8-4,4 l/100km angegeben. Bei unserer Testfahrt (180km) haben wir einen Verbrauch von 4,0 l/100km erreicht, die auch im Alltag durchaus realistisch sind.
Auf den vorderen Sitzen (Stoff/Ledernachbildung) bietet der Niro sehr guten Sitzkomfort und guten Seitenhalt. Im Fond sitzt es sich erstaunlich luftig und bietet mehr Kopffreiheit als mancher Wettbewerber. Der Einstieg ist für einen Crossover naturgemäß höhergelegen und ermöglicht so einen komfortablen Zustieg in das Fahrzeug. Der Kofferraum bietet in diesem Segment der kompakten SUVs ausreichend Platz (436 – 1.434 Liter). Die Übersichtlichkeit beim Niro ist im Vergleich zu ähnlichen Modellen sehr gut, obwohl die C-Säule die Sicht nach hinten leicht einschränkt. Neben dem insgesamt guten Platzangebot bietet die Armaturentafel ein überschaubares Bedienkonzept. Der Bildschirm des Infotainment als auch die zwei Bedieneinheiten darunter sind sehr schön integriert, auch wenn es nur minimal dem Fahrer zugewandt ist. Das Infotainment bietet neben dem 7″-Touchscreen ein integriertes Navi und die Smartphoneintegration. Zudem ist die Menüführung und Bedienbarkeit nach einer kleinen Eingewöhnung intuitiv gestaltet. Besonders schick ist die Instrumententafel hinter dem Lenkrad und seiner hochauflösenden digitalen Darstellung zahlreicher Informationen – auch die verbliebenen analogen Rundinstrumente, mit waagerechter zweiteiliger Ziffernbeschriftung, integrieren sich optimal in das Gesamtbild und lassen sich sauber ablesen. Die Darstellung der Inhalte auf dem großen Fahrerinfodisplay sind schön umgesetzt und logisch strukturiert, auch wenn die Informationsfülle durchaus ablenken kann. Die Bedienung erfolgt über die Lenkradtasten. Auch bei der Qualitäts- und Materialanmutung macht der Niro eine gute Figur. Die Materialien sind fast durchgehend wertig und sauber verarbeitet. Zu kritisieren gibt es eigentlich nur die zahlreichen schwarzen Hochglanzoberflächen, die teilweise ungünstig an häufigen Griffstellen (z.B. in den Seitentüren) platziert sind und mit der Zeit verkratzt sein werden. Aber auch optisch hat der Niro Innenraum seine Klasse, das Erscheinungsbild wirkt harmonisch. Die Sitze sind sehr gut verarbeitet, die Schalter und Drehregler wirken hochwertig und haben eine angenehme Haptik. Insgesamt kann der Kia Niro qualitativ überzeugen und zeigt kaum Schwächen.
Der Niro bietet eine gute, kompakte Fahrdynamik, die sowohl komfortabel aber durchaus knackig abgestimmt ist. Das Fahrwerk federt angenehm direkt, lässt aber bei tieferen Schlaglöchern harte Schläge zu. Der Niro bietet gerade aufgrund seines niedrigen Schwerpunkts ein solides und dynamisches Fahr- und Kurvenverhalten. Er überzeugt mit guter Straßenlage, einer gut ausbalancierten Lenkung und kontrollierbarer Seitenneigung bei Kurvenfahrten. Auch die verfügbaren Assistenzsysteme machen einen ordentlichen Job, auch wenn sie nicht immer einwandfrei funktionieren.

Unser Fazit: Der Kia Niro Hybrid bietet sehr guten Komfort, solide Fahrleistungen und eine wertige Verarbeitung. Zudem hat er uns mit seinem Parallel-Hybridsystem überzeugt und sich äußerst effizient gezeigt. Das System funktioniert gut, obwohl bereits bei unterschreiten der Akkukapazität von 50% der Benzinmotor einspringt. Diese weniger effiziente Nutzung der Akkukapazität lässt sich auch nicht schlüssig begründen und nervt zu weilen. Aus technischen Gründen und zum Schutz des Akkus wäre eine Restkapazität von unter 30% ausreichend. Ansonsten klappt der Einsatz des E-Motors sehr harmonisch und arbeitet mit dem Benziner sehr gut zusammen. Der Niro lässt sich effizient bewegen ohne durch die Technik eingebremst zu werden. Einen etwas größeren Akku würden wir uns, besonders im Bereich der städtischen Nutzung, wünschen um hier noch „sauberer“ zu fahren. Aber abschließend bietet der Kia Niro ein faires Preis-/Leistungsverhältnis mit moderner Technologie und einem guten Ausstattungspaket. Für uns ist der Niro ein echter Geheimfavorit unter den Hybridfahrzeugen und bietet unserer Meinung nach die gesamtheitlichste Symbiose aus Leistung, Effizienz, Umweltbewusstsein und Preisgestaltung.

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