Der neue Seat Ateca ist der erste SUV der spanischen Marke und das obwohl der SUV-Markt seit Jahren boomt und stetig wächst. Aber hat Seat wirklich den Trend verpennt? Nicht wirklich. Denn der neue Seat Ateca steht auf der VW-Plattform (MQB-SUV) des Tiguan und bedient sich folglich auch der technischen Basis. Dabei muss er aber nicht irgendwelche Altlasten tragen, sondern bietet die neueste Technik aus dem Hause VW, die wir so aus neuen Seat-Modellen kennen bzw. neu adaptiert wurden. Damit hat der Ateca, obwohl er ein Nachzügler im SUV-Segment ist, technisch viel zu bieten und ist deutlich auf Augenhöhe mit diversen Platzhirschen. Neben Top-View-Kamera (360°-Kamera), Geschwindigkeitsregler mit ACC, Voll-LED-Scheinwerfer, diversen Infotainmentsystemen mit Smartphoneanbindung bietet er zudem eine umfangreiche Auswahl an Assistenzsystemen.
Der Seat Ateca startet bei 19.990 Euro und ist damit günstiger als seine direkten Mitbewerber (Audi Q2 ab 22.900 Euro, Hyundai Tucson ab 22.740 Euro, Peugeot 3008 ab 23.250 Euro, Renault Kadjar ab 19.990 Euro, Nissan Qashqai ab 19.990 Euro und Ford Kuga ab 23.300 Euro). Das von uns gefahrene Modell in der Ausstattung Xcellence (ab 28.020 Euro) mit einigen Highlights (Voll-LED-Scheinwerfer, Geschwindig-keitsregler mit ACC, Top-View-Kamera, 8“-Farb-Touchscreen, Licht- und Regensensor, 2-Zonen-Klimatisierung, Sitzheizung, Alcantara-Komfortsitze u.v.m.) und dem 2.0 TDI (150 PS) liegt bei ca. 37.785 Euro. Unser Seat Ateca wird von einem 2.0 Liter Turbo-Diesel mit 150 PS und einem max. Drehmoment von 340 Nm angetrieben. Den Sprint von 0-100 km/h schafft er in 9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 196 km/h. Bei einem Leergewicht von 1.280 – 1610 kg wird der Ateca mit einem kombinierten NEFZ zwischen 4,3 – 6,3 l/100km, je nach Motorisierung, angegeben. Unser Testwagen mit dem 2.0 TDI (150 PS) bringt 1.548 kg auf die Waage und soll laut Seat 5,1 l/100km konsumieren.
Bei unserer Testfahrt haben wir einen Verbrauch von 6,7 l/100km erreicht, der durchaus in Ordnung geht.
Auf den vorderen Sitzen (Alcantara/Stoff) bietet der Seat Ateca sehr guten Sitzkomfort und guten Seitenhalt. Besonders das Platzangebot wirkte sehr üppig. Im Fond sitzt es sich ebenfalls komfortabel und luftig. Die Bein- und Kopffreiheit in der ersten als auch der zweiten Sitzreihe bieten viel Raum und Platz auch für Großgewachsene. Der Kofferraum bietet in diesem Segment der SUVs viel Stauraum (485 – 1604 Liter). Der Ford Kuga, Peugeot 3008 und Hyundai Tucson sind etwa auf gleichem Niveau, der Audi Q2 (405 – 1050 Liter) und Nissan Qashqai (430 – 1585 Liter) sind hier unter dem Ateca. Die Übersichtlichkeit beim Ateca ist wirklich gut und bietet selbst nach hinten im Verhältnis zu seinen zahlreichen Mitbewerbern eine gute Sicht. Dennoch empfehlen wir die optionale Rückfahrkamera, da die Heckscheibe SUV-typisch doch recht klein ausgefallen ist.
Neben dem großzügigen Platz-angebot bietet das Cockpit ein überschaubares und ergonomisches Bedienkonzept – klare Strukturen, gute Erreichbarkeit und Haptik der Tasten und Schalter, sowie gut ablesbare Instrumente. Natürlich wirkt alles ein wenig gediegen, hier lässt sich eben die Mähe zu VW nicht leugnen. Dennoch wirkt die Instrumententafel hinter dem Lenkrad ansprechend und sehr gut ablesbar. Zwischen den analogen Instrumenten für Drehzahl und Geschwindigkeit findet sich ein 3,5-Zoll Farbdisplay mit brillianter Auflösung und allen wichtigen bzw. sinnvollen Informationen. Besonders positiv ist auch hier die Darstellung der Inhalte, die stets gut erkennbar sind. Die Bedienung erfolgt über die rechte Bedieneinheit am Lenkrad. Hier befinden sich links die Tasten für das Infotainmentsystem. Der Geschwindigkeitsregler inkl. ACC wird über einen separaten Hebel auf der linken Seite unter dem Blinkerhebel bedient. Dieser ist leider je nach Sitzposition etwas schwer einsehbar und muss quasi blind bedient werden. Die Bedienung des Infotainmentsystems erfolgt dagegen intuitiv und logisch. Die wichtigsten Funktionen sind hierbei schnell und einfach auszuführen. Der 8“-Touchscreen bietet eine sehr hohe Auflösung und eine präzise Handhabung. Zudem erleichtern ein paar Direktwahltasten (z.B. „Navi“, „Phone“, „Radio“ oder „Media“) den Zugriff auf gewünschte Funktionen. Die Drehregler und Tasten für die Komfortfeatures, wie Sitzheizung oder Klimatisierung, sind sehr gut erreichbar und sind logisch strukturiert – eine Eingewöhnung ist nicht nötig.
Noch ein paar Worte zu den Materialien und der Verarbeitung. Das Infotainmentsystem und die Klimatisierung sind weitgehend mit einem Klavierlack-Dekor eingefasst. Die glänzenden Chromapplikationen an Drehreglern, Tasten und Lüftungsdüsen wirken wertig und solide verarbeitet. Ansonsten zieht sich Softtouch durch Armaturenbrett und Türoberseiten. In den Türverkleidungen finden wir robusten Kunststoff, Stoff und Klavierlack-Dekor. Die Verarbeitung ist stets solide und hochwertig. Im Fond sind die Türverkleidungen dann eher gediegen und solide gehalten. Im Sichtbereich wirken die Materialien und Schalter durchgehend hochwertig. Aber auch die Sitze sind ordentlich verarbeitet, keine schiefen Nähte oder Materialfehler. Das Lenkrad ist ebenfalls haptisch sehr ansprechend und liegt sehr gut in der Hand.
Der Fahreindruck beim Seat Ateca ließ uns schon staunen. Wir hätten ein komfortables und eher weicheres Fahrwerk erwartet – also eher ein konservatives Fahrverhalten. Dementsprechend erfreute uns die eher straffe und knackige Fahrwerksabstimmung. Das soll nicht heißen, dass die Federung des Ateca hart und poltrig ist, er aber keineswegs sanft über Schlaglöcher und Unebenheiten gleitet. Dadurch tendiert der Ateca zu einem agilen und zackigen Handling, was natürlich nochmal durch die direkte Lenkung unterstützt wird. Der Ateca vermittelt subjektiv ein dynamisches Fahr- und Kurvenverhalten, bleibt aber tendenziell neutral. Er überzeugt vielmehr mit einer sehr guten Straßenlage, einer gut ausbalancierten Lenkung und kontrollierbarer Seitenneigung bei Kurvenfahrten. Der Motor zeigte sich durchzugsstark und leise. Das 6-Gang-Schaltgetriebe ließ sich knackig und präzise schalten. Beim Zwischenspurt von 50 auf 70km/h oder 70 auf 100km/h musste zurückgeschaltet werden, da im jeweiligen Gang (4. bzw. 6.) der Motor sich spürbar quälte. Erst im niedrigeren Gang gab es dann den gewünschten Vorschub.
Abschließend noch einer kurzer Ausschnitt der Assistenzsysteme, die der Ateca zu bieten hat. Ein schickes und mittlerweile durchaus öfter verfügbares Feature ist die 360°-Kamera, die sich bei Seat Top-View-Kamera nennt. Diese beinhaltet eine Frontfahr- und Rückfahrkamera, sowie Seiten-kameras in den Spiegeln. Im 8“-Touchscreen lässt sich so zwischen fünf verschiedenen Perspektiven und Einstellungen wechseln. Bordsteinschäden, Blumenkübel oder andere Hinder- nisse stellen damit kein Problem mehr da – egal ob läng- oder querparken. Denn die Vogel-perspektive deckt das unmittelbare Umfeld des Fahrzeuges ab – somit können sämtliche Hindernisse frühzeitig erkannt werden. Und wer es noch komfortabler haben möchte, kann den Parklenkassistenten nutzen. Bei unserem Test hat das System einwandfrei funktioniert und stets einen guten Überblick, auch bei mehreren Hindernissen gleichzeitig, gewährleistet. Auch der Notbrems-assistent und die Schildererkennung durch die Frontkamera empfanden wir als sinnvolle Unterstützung. Den Ausparkassistenten konnten wir leider nicht testen. Dafür ließ uns der Geschwindigkeitsregler mit Distanzregelung (ACC) verzweifeln. Dadurch, dass der Hebel durch das Lenkrad größtenteils verdeckt ist, ließ sich die Bedienung intuitiv nicht erschließen. Die Einstellung der Geschwindigkeit war per Tastendruck fix erledigt. Die Beschleunigung und Verzögerung per Regler war jedoch gewöhnungsbedürftig, da nur 5er Schritte (50, 55, 60 km/h etc.) möglich waren. Anders als bei anderen Marken, wird die Geschwindigkeit per Tippen erhöht oder verringert und lässt sich nicht nach Belieben einstellen. Die Einstellung und Bedienung der Distanzregelung bedurfte zudem einer deutlichen Eingewöhnung. Leider konnten wir auf unserer Testfahrt über die ACC-Funktion keine praktischen Erkenntnisse sammeln…
Unser Fazit: Der Seat Ateca bietet Komfort, gute Fahrleistungen und eine wertige Verarbeitung. Zudem hat er uns mit seinem sehr leisen und durchaus durchzugsstarken 2.0-Liter-TDI überzeugt und mit guten Fahrleistungen bewiesen, dass er ausreichend motorisiert ist. Wer es etwas zügiger mag, kann zum größeren 190 PS Aggregat greifen. Wer den Ateca als „Zugpferd“ gebrauchen möchte sollte auf jedenfall zum großen Diesel greifen (Anhängelast 2.100kg). Wer lieber einen Benziner möchte, dem empfehlen wir den 1.4 TSI mit 150 PS (5,3-6,3 l/100km) und einem max. Drehmoment von 250 Nm. Ansonsten bietet der Ateca viel Platz für die Familie und ein gutes agiles Handling. Trotz seiner Ausmaße ist er auch für die Stadt optimal geeignet, dank seiner zahlreichen Assistenten. Im Feld seiner Mitbewerber ist er für uns eindeutig einer der Besten im Kompakt-SUV-Segment. Wir empfehlen als gute Mittellösung den Ateca als Style mit dem 1.4 TSI (150 PS) und 6-Gang-Schaltgetriebe ab 25.120 Euro plus Voll-LED-Scheinwerfer (990 Euro), Licht- und Sichtpaket (210 Euro), Top-View-Kamera inkl. Rückfahrkamera (770 Euro), Winter-Paket (395 Euro).